Nach der Eroberung Menorcas im Jahr 1287 wurde die Kathedrale von König Alfons III. in Auftrag gegeben. Im 14. Jahrhundert wurde sie
unter der Schirmherrschaft der Heiligen Maria auf den Ruinen der Hauptmoschee der muslimischen Medina, deren Andenken im unteren Teil des Glockenturms noch erhalten sind, errichtet.
Es handelt sich um eine einschiffige, im Stil der katalanischen Gotik errichtete Basilika. Von sechs kreuzrippengewölbten Jochen öffnen sich die Seitenkapellen, hohe offene Kirchenfenster erhellen den Raum und die Kapellen. Während des türkischen Angriffs im Jahr 1558 wurde die Kathedrale zerstört. Trotz der durchgeführten Reparaturen stürzte im Jahr 1626 ein Teil des Gewölbes erneut ein. Um die Stabilität abzusichern, hat man dem Gebäude daher weitere schubableitende Strebepfeiler hinzugefügt.
Im Jahr 1760 hat Papst Pius VI. den Bau der Seelenkapelle in Auftrag gegeben und erhob die Kirche von Ciutadella 1765 zum Bischofsitz. Als nunmehrige Diözesankirche gewann die Kathedrale von Menorca zunehmend an Bedeutung und Einfluss. Der Bischof Pedro Antonio Juano liess im Jahr 1810 das klassisizistische Portal im Stil eines monumentalen Triumphbogens erbauen. Auf ihn ist auch die Kommunionskapelle zurückzuführen, welche in ihrer Erweiterung vom Ende des 19. Jahrhunderts die heutige Kapelle des Allerheiligsten ist.
Zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges wurden alle Kirchen im Auftrag der Volksfront geschlossen. Am 27. Juli 1936 wurde die Kathedrale zerstört sowie Skulpturen, Bilder und heilige Gegenstände verbrannt. Die Glocken wurden im Oktober desselben Jahres zerschlagen.
Nach Kriegsende regte der neue Bischof von Menorca Bartolomé Pascual die Rekonstruktion der Kathedrale an. Er liess den Chor aus der Mitte der Halle entfernen und zurück in den Altarraum verlegen, wo sich heute wieder der von einem hölzernen Chorgestühl umgebene Hauptaltar befindet. Neben der Kapelle der Unbefleckten Empfängnis wurde auch die Glockenkapelle wiedereröffnet.
Zum Osterfest 1941 konnte die restaurierte Kathedrale feierlich für den Gottesdienst wiedereröffnet werden. Im Jahr 1953 wurde ihr der besondere Ehrentitel “Basilika Minor” verliehen, eine päpstliche Auszeichnung für bedeutende Kirchengebäude. Seit 1986 wurden weitere umfassende Aussen- und Innenrestaurierungen vorgenommen. Mit der Wiederherstellung von fünf ehemals blinden Fenstern wurde im Jahr 2005 die Rekonstruktion der Apsis abgeschlossen.
Mit der Rückgewinnung der alten Raum- und Lichtverhältnisse wird die einstige Bedeutung dieser mittelalterlichen Kirche wieder spürbar. Sie ist ein wichtiges Denkmal und lebendiges Zeugnis einer über 700 Jahre gelebten Religiosität auf Menorca, welche – wie die Inschrift “eine lebendige Tradition” verdeutlicht
– auch heute noch ungebrochen fortbesteht.
1. Altarraum
Der Altarraum bildet das lithurgische Zentrum des Gotteshauses, er ist zugleich Schauplatz der Eucharistie und Kulthandlungen in der bischöflichen Kathedrale. Den Altar krönt eine Figurengruppe mit der Darstellung des Herrn im Tempel. Die Heilige Maria mit dem Jesuskind wird flankiert von Johannes dem Täufer auf der linken und Stephan dem Erzmärtyrer auf der rechten Seite. Die Skulpturen sind Werke des mallorquinischen Künstlers Tomás Vila Mayol (1893 – 1963). Der hohe und helle Chorraum wurde bis 2005 vollständig restauriert und harmoniert heute wieder mit der klaren und nüchternen Architektur des gotischen Kirchenschiffes.
2. Seelenkapelle
Von Meister Pere Amorós im späten 17. Jahrhundert auf unregelmässig oktogonalem Grundriss errichtet, wird die Kapelle von einer rippengewölbten Kuppel mit einer zylindrischen Laterne überfangen. Die Architektur verschmilzt hier mit der reichen barocken Ornamentik zu einer kompositorischen Einheit und vermittelt in dem eher klein bemessenen Raum ein Gefühl von Weite. Das Zentrum der Kapelle bildet eine Holzschnitzerei des gekreuzigten Christus. Auf der linken Seite der Kapelle befindet sich das Grabmal des Bischofs von Menorca, Fray Juan Antonio Díaz Merino.
3. Der Glockenturm / Turmkapelle
Diese kleine Kapelle schliesst sich direkt an den Glockenturm der Kathedrale an und erhebt sich über den Fundamenten des Minarettes der ehemaligen Moschee. Archäologische Fenster im Boden ermöglichen heute noch einen Blick auf die Reste der maurischen Ära Menorcas. Am Kapelleneingang befindet sich eine Statue des Heiligen Antonius Abbas, dem Schirmherren von Menorca.
- Kapelle der Unbefleckten Empfängnis (ehemalige Kapelle des Allerheiligsten)
Vom Bischof Pedro Antonio Juano im Jahr 1810 in Auftrag gegeben, handelt es sich hier um einen Raum im klassizistischen Die Kapelle wurde auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes errichtet und ist von einer halbkugelförmigen Kuppel überwölbt. Das Zentrum der Kapelle bildet eine Statue der Maria Immaculata, ein Werk des mallorquinischen Bildhauers Tomás Vila Mayol. Auf der linken Seite sieht man einen menorqinischen Märtyrer, den Seligen Joan Huguet, eine Holzskulptur aus den Werkstätten Vayreda, Bassols, Casabó und Cia von Olot (2015). Linkerhand der Kapelle liegt das Grabmal des Bischofs Pedro Antonio Juano
5. Sakramentskapelle (Oratorium)
Auf Anregung des Bischofs Mercader wurde diese Kapelle 1889 im historistischen Stil auf ovalem Grundriss errichtet und mit einer Kuppel überwölbt. Der Kapellenaltar wird von der Figur des Heiligsten-Herzens-Jesu geschmückt. In dem wunderschönen, aus Bronze und Silber gefertigten Tabernakel des 19. Jahrhunderts wurden die Hostien für die heilige Messe aufbewahrt. Auf der rechten Seite befindet sich eine Skulptur des gekreuzigten Christus, erschaffen vom menorqinischen Bildhauer Jaume Bagur Arnau (1943)
6. Die Kapelle des Heiligen Martín
Kapelle mit Eingang zur Kathedrale. Sie beherbergt eine Skulptur der Heiligen Teresa von Ávila, Mystikerin und Kirchenlehrerin des Spätmittelalters. Auf der linken Seite, nahe dem Eingang, befindet sich der Grabstein des Arztes Martín Cursach y Canet.
7. Kapelle des Heiligen Markus und der Heiligen Scholastika
Das Zentrum dieser Kapelle bildet ein Ölgemälde von Joan Mas (1601). Im oberen Teil des Bildes ist der Heilige Antonius Abbas, Schirmherr von Menorca, abgebildet, den Hafen von Ciutadella im Hintergrund. In der unteren Hälfte begegnet man der Darstellung des Herrn im Tempel von Jerusalem mit Maria und dem Jesuskind.Die Kapelle beherbergt ein monolithisches Taufbecken, welches dem 18. Jahrhundert entstammt. Linker Hand ist das Ölgemälde eines unbekannten Künstlers aus dem 19. Jahrhundert zu sehen. Es stellt die Muttergottes dar, dem Heiligen Simon Stock das Skapulier überreichend. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein weiteres Ölgemälde des unbekannten Künstlers, welches die Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige abbildet.
8. Kapelle des Heiligen Georg
Im Zentrum steht ein Gemälde, welches sich an das Hauptbild der vorangegangenen Kapelle anschliesst. Beide sind auf die Türen einer barocken Orgel aus dem 16. Jahrhundert gemalt, die der Zerstörung im Spanischen Bürgerkrieg zum Opfer fiel. Im oberen Teil findet man den Heilige Georg, mit dem Drachen kämpfend. Im unteren Teil ist der Besuch der Jungfrau Maria bei ihrer Kusine, der Heiligen Elisabeth und Mutter Johannes des Täufers abgebildet. Rechts sieht man den Erzengel Michael auf dem Gipfel des Berges El Toro von Menorca. Diese Arbeiten des Künstlers Joan Mas stammen aus den Jahren 1601/1602. Bei der Abbildung der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer auf der linken Seite handelt es sich um eine Kopie von B. E. Murillo aus dem 18. Jahrhundert.
9. Kapelle der Versöhnung
Neogotischer Beichtstuhl, angefertigt von Jaume Bagur Arnau.
10. Hauptportal
1810 von Bischof Pedro Antonio Juano in Auftrag gegeben, wurde dieses Portal im klassizistischen Stil über einer antikeren gotischen Tür errichtet. Bei Restaurierungsarbeiten wurden Teile dieser freigelegt und zur Besichtigung (aussen) offengelassen.
11. Taufkapelle
In dieser Kapelle wird eine Pietà – eine Mariendarstellung mit Jesus nach der Kreuzabnahme – aufbewahrt. Diese Prozessionsstatue wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in Olot angefertigt. In der Karwoche wird sie von der Bruderschaft Hermandad de la piedad zur Karfreitags-Prozession getragen.
12. Kapelle des Heiligen Antonius Abbas
Hier befindet sich ein von Jaume Bagur Arnau angefertigtes neogotisches Altarbild aus dem Jahr 1947. Es zeigt die Heilige Scholastika mit dem Heiligen Isidor auf der linken und dem Heiligen Wilhelm auf der rechten Seite. Die Bemalungen der Figuren stammen von der menorquinischen Künstlerin Nina Camps. Am Fusse des Altars ist in einer Vitrine die Skulptur von Jesus im Grab aufbewahrt, ebenfalls ein Werk des Bildhauers Jaume Bagur Arnau.
13. Kapelle der Dreifaltigkeit
Im Mittelpunkt steht ein neogotisches Altarbild, gewidmet unserer Rosenkranzmadonna. Im Zentrum steht eine Darstellung der Madonna mit dem Heiligen Dominikus von Guzman zu ihren Füssen, dem Heiligen Alfonso Rodriguez rechter und dem Heiligen Antonius Maria Claret linker Hand. Unter dem Altarbild befindet sich eine Vitrine mit der schlafenden Jungfrau Maria, im Volksmund als die Augustjungfrau bekannt. Es handelt sich ebenfalls um Werke des Bildhauers Jaume Bagur Arnau und der Malerin Maria Camps aus dem Jahr 1948. Auf der linken Seite befindet sich das Grabmal des Bischofs Antonio Ceruelo y Sanz
14. Himmelfahrtskapelle und Kapelle des Heiligen Joachim
Das hier ausgestellte barocke Altarbild stammt aus der Kirche Socorro von Ciutadella und zeigt den Heiligen Joseph mit Jesuskind, den Heiligen Petrus und den Heiligen Paulus zu seinen Seiten und den Heiligen Joachim mit Maria an der Hand über ihm. In dieser Kapelle befindet sich ebenfalls das Grabmal des Bischofs Joan Torres y Ribas.
15. Pforte des Lichts
Dieses gotische Portal mit seinen gemeisselten Kapitellen und profilierten Spitzbögen ist ein Original des 14. Jahrhunderts. Im Inneren der Kirche erhebt sich in diesem Tor eine Orgel mit 2371 Orgelpfeifen, welche im Jahr 1993 von den Orgelbauern Blancafort in Colbató angefertigt wurde.
16. Kapelle des Heiligen Petrus
Der Raum ist der Capella Davídica, dem Kirchenchor der Kathedrale von Ciutadella, vorbehalten. Darin befindet sich ein allegorisches Altarbild der Kirchenmusik von Lorenzo Bonnin (Mallorca, 1961).
17. Kapelle des Heiligen Joseph
Es zeigt das einfache Grabmonument des Bischofs Manuel Mercader y Arroyo, entworfen vom Bildhauer Félix Ribas. Von dieser Kapelle aus hat man Zutritt zu den Sakristeien und dem Kapitelsaal.
18. Kapelle des Heiligen Gabriel
Hier befinden sich Modellbauten der Kathedrale und des Augustinerklosters von Ciutadella sowie eine Vitrine mit liturgischen Gewändern.
19. Kapitelsakristei
Der Raum enthält ein wertvolles, barockes Weihwasserbecken aus dem 18. Jahrhundert, gefertigt aus italienischem Mamor mit dem Wappen des Stifters: Gabriel Roig, Generalvikar von Menorca.
20. Sakristei – ehemalige Kapelle der Gläubigen
Direkt hinter dem Eingang befinden sich auf der linken Seite zwei Vitrinen. In ihnen werden verschiedene lithurgische Gegenstände aus Silber aufbewahrt, welche in der Heiligen Messe Verwendung finden.
21. Kapitelsaal
Der Saal ist der Aufbewahrungsort für die Custodia, die Prozessionsutensilien der Kathedrale. Dazu zählen ein Umhang aus blauem Brokat des Bischofs Bartolomé Pascual Marroig, die Statue der Jungfrau de la Rosa (1677) aus geprägtem Silber, sowie Kelch und Hostienteller, Geschenke der Köninigin Elizabeth II. Im sich anschliessenden Gang kann man historische Abbildungen und Fotografien der Kathedrale und ihrer Zerstörung im Jahr 1936 sehen. In einer Vitrine befinden sich verschiedene Objekte der Volksfrömmigkeit.
22. Kapelle des Heiligen Michael
Die Gewänder der Kanoniker des Domkapitels von Menorca und der restaurierte Umhang des Bischofs Comes haben hier ihren Platz in einer Vitrine.